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Verordnung über die Registrierung von beruflichen Betreuern (Betreuerregistrierungsverordnung - BtRegV)


Eingangsformel





§ 1 Anwendungsbereich



(1) Diese Verordnung dient der Sicherung der Qualität in der rechtlichen Betreuung und soll gewährleisten, dass berufliche Betreuer befähigt sind, ihre Aufgabe gegenüber den von ihnen betreuten Menschen verantwortungsvoll auszuüben.

(2) Diese Verordnung regelt die Einzelheiten

1.
der nach § 23 Absatz 1 Nummer 1 des Betreuungsorganisationsgesetzes für die Registrierung als beruflicher Betreuer erforderlichen persönlichen Eignung,

2.
der nach § 23 Absatz 1 Nummer 2 des Betreuungsorganisationsgesetzes für die Registrierung als beruflicher Betreuer erforderlichen Sachkunde sowie ihren Nachweis,

3.
der Anforderungen an einen Sachkundelehrgang und dessen Anerkennung,

4.
der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen und

5.
des Registrierungsverfahrens.


§ 2 Persönliche Eignung



Der Antragsteller muss die Gewähr dafür bieten, seine Aufgaben als rechtlicher Betreuer, insbesondere diejenigen, die sich aus § 1821 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ergeben, erfüllen zu können.


§ 3 Sachkunde



(1) Die nach § 23 Absatz 3 Satz 2 Nummer 1 des Betreuungsorganisationsgesetzes erforderliche Sachkunde umfasst folgende Kenntnisse einschließlich der Fähigkeit zu ihrer praktischen Anwendung:

1.
Kenntnisse über die gesetzlichen Voraussetzungen der Betreuerbestellung und der Anordnung eines Einwilligungsvorbehalts, die rechtlichen Grundlagen der Betreuungsführung, insbesondere die Pflichten des Betreuers gegenüber dem Betreuten und dem Betreuungsgericht, sowie über die gesetzlichen Voraussetzungen für Freiheitsentziehungen und ärztliche Zwangsmaßnahmen, jeweils einschließlich des dazugehörigen Verfahrensrechts,

2.
Kenntnisse auf dem Gebiet der Personensorge, insbesondere Grundkenntnisse über typische betreuungsrelevante Erkrankungen und Behinderungen, deren Auswirkungen, Gefahren und Behandlungsmöglichkeiten, Patientenrechte, Einwilligungsfähigkeit, Anforderungen an und Rechtsfolgen von Patientenverfügungen, Möglichkeiten der Vermeidung von Freiheitsentziehungen und ärztlichen Zwangsmaßnahmen und

3.
Kenntnisse auf dem Gebiet der Vermögenssorge, insbesondere über die Grundlagen der Rechtsgeschäftslehre, des Miet- und Kaufvertragsrechts, der Haftung, der Vermögensverwaltung und der Schuldenregulierung.

(2) Die nach § 23 Absatz 3 Satz 2 Nummer 2 des Betreuungsorganisationsgesetzes erforderliche Sachkunde umfasst folgende Kenntnisse:

1.
Kenntnisse des Sozialrechts, insbesondere zu

a)
Grundlagen und Umfang der Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts einschließlich der Kosten der Unterkunft, vor allem nach dem Zweiten und Zwölften Buch Sozialgesetzbuch,

b)
Sozialleistungsansprüchen nach dem Fünften, Sechsten und Elften Buch Sozialgesetzbuch,

c)
Ermittlung, Geltendmachung und Durchsetzung von sozialrechtlichen Ansprüchen unter Beachtung sozialrechtlicher Mitwirkungspflichten und

2.
Kenntnisse zu Sozial- und Hilfestrukturen in der Praxis, insbesondere zu

a)
Teilhabeleistungen vor allem nach dem Neunten Buch Sozialgesetzbuch,

b)
Pflegeleistungen in Kombination mit anderen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch und

c)
Methoden zur fallbezogenen Erschließung und Nutzung von Sozial- und Hilfestrukturen sowie von Netzwerken.

(3) Die nach § 23 Absatz 3 Satz 2 Nummer 3 des Betreuungsorganisationsgesetzes erforderliche Sachkunde umfasst folgende Kenntnisse:

1.
Grundlagen der Kommunikation und Umsetzung in der Praxis und

2.
betreuungsspezifische Kommunikation und Methoden zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung.

(4) Die Einzelheiten der inhaltlichen Anforderungen an die Sachkunde nach den Absätzen 1 bis 3 ergeben sich aus den in der Anlage bestimmten Modulen.


§ 4 Nachweis der Sachkunde



Die erforderliche Sachkunde ist wie folgt nachzuweisen:

1.
durch ein Zeugnis über den erfolgreichen Abschluss eines anerkannten Studien-, Aus- oder Weiterbildungsgangs nach § 5,

2.
durch ein Zeugnis über den erfolgreichen Abschluss eines anerkannten Sachkundelehrgangs nach § 6 oder

3.
durch anderweitige Nachweise nach § 7.


§ 5 Nachweis der Sachkunde durch betreuungsspezifische Studien-, Aus- oder Weiterbildungsgänge



(1) Die erforderliche Sachkunde kann durch ein Zeugnis über den erfolgreichen Abschluss eines nach Absatz 2 Satz 1 anerkannten Studiengangs nachgewiesen werden.

(2) 1Auf Antrag der Hochschule erteilt die nach Landesrecht zuständige Behörde für einen im jeweiligen Land von der Hochschule angebotenen Studiengang die Anerkennung, wenn dieser alle für den Nachweis der Sachkunde erforderlichen Kenntnisse nach § 3 Absatz 1 bis 3 vermittelt. 2Eine nach Satz 1 erteilte Anerkennung gilt bundesweit.

(3) Die Absätze 1 und 2 gelten entsprechend für Aus- und Weiterbildungsgänge, die von oder in Kooperation mit Hochschulen angeboten werden und die alle Kenntnisse nach § 3 einschließlich der in der Anlage konkretisierten Inhalte vermitteln.


§ 6 Nachweis der Sachkunde durch Sachkundelehrgang



(1) Die erforderliche Sachkunde kann durch ein Zeugnis über den erfolgreichen Abschluss eines nach § 8 Absatz 1 anerkannten Sachkundelehrgangs nachgewiesen werden.

(2) 1Ein Sachkundelehrgang besteht aus den in der Anlage bestimmten Modulen. 2Die Vermittlung der in den Modulen vorgesehenen Inhalte hat auch praktische Übungen zu umfassen. 3Der Umfang eines gesamten Sachkundelehrgangs beträgt mindestens 270 Zeitstunden einschließlich Vor- und Nachbereitungszeit. 4Die einzelnen Module müssen mindestens die in Spalte 3 der Anlage aufgeführten Zeitstunden umfassen.

(3) Jedes Modul endet mit einer Prüfung, deren Bestehen den erfolgreichen Abschluss des Moduls nachweist.


§ 7 Anderweitiger Nachweis der Sachkunde



(1) 1Die erforderliche Sachkunde kann auch durch Zeugnisse oder sonstige Leistungsnachweise über nicht nach § 5 Absatz 2 und 3 anerkannte Studien-, Aus- oder Weiterbildungsgänge nachgewiesen werden, wenn diese den Erwerb aller Kenntnisse nach § 3 belegen. 2Zeugnisse und sonstige Leistungsnachweise können, soweit erforderlich, durch weitere Unterlagen ergänzt werden.

(2) Kann der Antragsteller Teilbereiche der Kenntnisse nach § 3 anderweitig nachweisen, hat er im Übrigen seine Sachkunde durch den erfolgreichen Abschluss eines oder mehrerer Module eines nach § 8 Absatz 1 anerkannten Sachkundelehrgangs oder eines nach § 5 anerkannten Studien-, Aus- oder Weiterbildungsgangs nachzuweisen.

(3) 1Ein anderweitiger Nachweis ist nur geführt, soweit die nachgewiesenen Kenntnisse nach Inhalt und Umfang den Anforderungen gemäß § 6 Absatz 2 einschließlich der Anlage im Wesentlichen gleichwertig sind. 2Hierzu kann die Stammbehörde in Zweifelsfällen eine Stellungnahme der nach Landesrecht für die Anerkennung nach § 8 Absatz 1 zuständigen Behörde einholen.

(4) Auf Antrag entscheidet die Stammbehörde bereits vor Einleitung des Registrierungsverfahrens durch gesonderten Bescheid, ob und inwieweit der anderweitige Nachweis durch die vorgelegten Unterlagen erbracht werden kann.

(5) 1Kann der Antragsteller Teilbereiche der Kenntnisse nach § 3 anderweitig nachweisen und verfügt er über eine mehrjährige für die Führung der Betreuung nutzbare Berufserfahrung, die einem Nachweis nach Absatz 2 im Wesentlichen gleichwertig ist, oder eine entsprechende mehrjährige Erfahrung als ehrenamtlicher Betreuer, kann die Stammbehörde auf Antrag im Einzelfall entscheiden, dass seine Sachkunde im Übrigen vermutet wird. 2Diese Entscheidung ist bezogen auf den Einzelfall zu begründen.

(6) Die für die Registrierung erforderliche Sachkunde gilt bei Antragstellern mit der Befähigung zum Richteramt und denjenigen, die ein Studium der Sozialpädagogik oder der Sozialen Arbeit erfolgreich abgeschlossen haben, als nachgewiesen.


§ 8 Anerkennung von Sachkundelehrgängen



(1) 1Ein Sachkundelehrgang ist auf Antrag des Anbieters von der nach Landesrecht zuständigen Behörde anzuerkennen, wenn

1.
der Sachkundelehrgang die Voraussetzungen des § 6 Absatz 2 erfüllt,

2.
der Anbieter für die Vermittlung der in der Anlage vorgesehenen Inhalte Lehrkräfte einsetzt, die

a)
über einen Abschluss eines Hochschulstudiums oder einer Berufsausbildung verfügen und

b)
über die jeweils erforderlichen fachlichen Kenntnisse verfügen, um die in der Anlage aufgeführten Inhalte, für die sie jeweils eingesetzt werden, zu vermitteln,

3.
der Anbieter die Gewähr für eine ordnungsgemäße Durchführung des Lehrbetriebs und des Prüfungsverfahrens bietet,

4.
der Anbieter eine Prüfungsordnung zur Gewährleistung eines transparenten und nachprüfbaren Verfahrens für die Durchführung der Modulprüfungen nachweist,

5.
der Anbieter eine Finanzierungsplanung für den Sachkundelehrgang vorlegt, die den Bestand des Lehrgangs für die Dauer der Anerkennung finanziell gesichert erscheinen lässt, und

6.
der Anbieter die teilnehmerbezogenen Lehrgangskosten nachvollziehbar darlegt.

2Für die Anerkennung örtlich zuständig ist die nach Landesrecht bestimmte Behörde, in deren Zuständigkeitsbereich sich der Hauptsitz des Anbieters befindet.

(2) 1Die Anerkennung gilt bundesweit. 2Sie ist auf fünf Jahre befristet. 3Die Anerkennung kann auch nachträglich mit Nebenbestimmungen verbunden werden.

(3) 1Die Anerkennung ist unbeschadet der landesrechtlichen Vorschriften, die § 48 des Verwaltungsverfahrensgesetzes entsprechen, zurückzunehmen, wenn der Anbieter die Anerkennung wie folgt erwirkt hat:

1.
durch arglistige Täuschung, Drohung oder Bestechung oder

2.
vorsätzlich oder grob fahrlässig durch Angaben, die im Wesentlichen unrichtig oder unvollständig waren.

2Die Rücknahme hat keine Auswirkungen auf vor ihrer Bestandskraft erteilte Abschlusszeugnisse.

(4) Die Anerkennung ist unbeschadet der landesrechtlichen Vorschriften, die § 49 des Verwaltungsverfahrensgesetzes entsprechen, zu widerrufen, wenn der Anbieter die Voraussetzungen nach Absatz 1 ganz oder teilweise nicht mehr erfüllt.

(5) Die Anerkennung wird auf Antrag um jeweils fünf Jahre verlängert, wenn die Voraussetzungen des Absatzes 1 weiter vorliegen.

(6) Die Absätze 1 bis 5 gelten entsprechend für die Anerkennung einzelner in der Anlage aufgeführter Module.


§ 9 Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen; Anzeige der grenzüberschreitenden Erbringung von Dienstleistungen als beruflicher Betreuer 1)



(1) Als Nachweis der erforderlichen Sachkunde durch einen Staatsangehörigen eines Mitgliedstaates der Europäischen Union oder eines Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum werden in einem anderen Mitgliedstaat erworbene Befähigungs- oder Ausbildungsnachweise, falls notwendig auch in Verbindung mit weiteren Unterlagen, anerkannt, sofern

1.
der in einem anderen Mitgliedstaat erworbene Befähigungs- oder Ausbildungsnachweis die Befähigung zu einer vergleichbaren beruflichen Tätigkeit belegt wie das entsprechende inländische Abschlusszeugnis oder der entsprechende inländische sonstige Leistungsnachweis,

2.
der Befähigungs- oder Ausbildungsnachweis in dem anderen Mitgliedstaat erforderlich ist, um in dessen Hoheitsgebiet die Erlaubnis zur Aufnahme und Ausübung dieses Berufs zu erhalten,

3.
der Antragsteller zur Ausübung dieser beruflichen Tätigkeit in dem anderen Mitgliedstaat berechtigt ist und

4.
zwischen den nachgewiesenen ausländischen Berufsqualifikationen und der entsprechenden inländischen Berufsbildung keine wesentlichen Unterschiede bestehen.

(2) 1Als Nachweis der erforderlichen Sachkunde durch einen Staatsangehörigen eines Mitgliedstaates der Europäischen Union oder eines Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum werden in einem anderen Mitgliedstaat erworbene Befähigungs- oder Ausbildungsnachweise, falls notwendig auch in Verbindung mit weiteren Unterlagen, auch dann anerkannt, sofern

1.
die Tätigkeit des beruflichen Betreuers in dem anderen Mitgliedstaat nicht reglementiert ist,

2.
die Befähigungs- und Ausbildungsnachweise in dem anderen Mitgliedstaat von einer entsprechend dessen Rechts- und Verwaltungsvorschriften benannten zuständigen Behörde ausgestellt worden sind,

3.
diese bescheinigen, dass der Inhaber auf die Ausübung des betreffenden Berufs vorbereitet wurde und

4.
der Antragsteller den Beruf in diesem Mitgliedstaat in den vorangegangenen zehn Jahren mindestens ein Jahr lang in Vollzeit oder während einer entsprechenden Gesamtdauer in Teilzeit ausgeübt hat.

2Die mindestens einjährige Berufserfahrung darf nicht verlangt werden, wenn durch den Ausbildungsnachweis, über den der Antragsteller verfügt, ein reglementierter Ausbildungsgang belegt wird.

(3) 1Unterscheiden sich die von einem Antragsteller nach Absatz 1 oder 2 durch ausländische Berufsqualifikationen nachgewiesenen Kenntnisse hinsichtlich der zugrundeliegenden Sachgebiete nach Inhalt und Umfang wesentlich von den in § 6 Absatz 2 vorgesehenen Anforderungen an den Sachkundelehrgang, stellt die Stammbehörde auf Grundlage der in der Anlage bestimmten Module des Sachkundelehrgangs durch gesonderten Bescheid fest, in welchen der in den Modulen aufgeführten Sachgebieten keine ausreichenden Kenntnisse nachgewiesen wurden. 2Die Registrierung des Antragstellers als beruflicher Betreuer kann in diesen Fällen nur erfolgen, wenn der Antragsteller ein Zeugnis über die erfolgreiche Teilnahme an den durch gesonderten Bescheid benannten Modulen (Eignungsprüfung) vorlegt.

(4) Will ein Staatsangehöriger eines Mitgliedstaates der Europäischen Union oder eines Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum die Tätigkeit als beruflicher Betreuer, zu deren Ausübung er in einem dieser Staaten rechtmäßig niedergelassen ist, im Inland nur vorübergehend und gelegentlich ausüben, ist § 13a der Gewerbeordnung mit den Maßgaben entsprechend anzuwenden, dass

1.
die nach § 2 Absatz 4 Satz 3 des Betreuungsorganisationsgesetzes örtlich zuständige Stammbehörde die für die Anerkennung der Berufsqualifikation zuständige öffentliche Stelle ist und

2.
der Dienstleistungserbringer den Nachweis nach § 13a Absatz 5 Satz 1 Nummer 3 der Gewerbeordnung zu übermitteln hat.


---
1)
§ 9 dieser Verordnung dient der Umsetzung der Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 7. September 2005 über die Anerkennung von Berufsqualifikationen (ABl. L 255 vom 30.9.2005, S. 22; L 271 vom 16.10.2007, S. 18; L 93 vom 4.4.2008, S. 28; L 33 vom 3.2.2009, S. 49; L 305 vom 24.10.2014, S. 115), die zuletzt durch den Delegierten Beschluss (EU) 2021/2183 (ABl. L 444 vom 10.12.2021, S. 16) geändert worden ist.


§ 10 Berufshaftpflichtversicherung



(1) Von der Berufshaftpflichtversicherung nach § 23 Absatz 1 Nummer 3 des Betreuungsorganisationsgesetzes kann insbesondere die Haftung für Ersatzansprüche wegen wissentlicher Pflichtverletzung ausgeschlossen werden.

(2) 1Die Vereinbarung eines Selbstbehalts bis zu einem Prozent der Mindestversicherungssumme ist zulässig. 2Ein Selbstbehalt des Versicherungsnehmers kann dem Dritten nicht entgegengehalten und gegenüber einer mitversicherten Person nicht geltend gemacht werden.

(3) 1Im Versicherungsvertrag ist der Versicherer zu verpflichten, der für die Registrierung des Betreuers zuständigen Stammbehörde die Beendigung oder Kündigung des Versicherungsvertrages sowie jede Änderung des Versicherungsvertrages, die den vorgeschriebenen Versicherungsschutz beeinträchtigt, unverzüglich anzuzeigen. 2Die für die Registrierung des Betreuers zuständige Stammbehörde hat dem Versicherer das Datum des Eingangs der Anzeige mitzuteilen. 3Sie erteilt Dritten zur Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen auf Antrag Auskunft über den Namen und die Adresse der Berufshaftpflichtversicherung des Betreuers sowie die Versicherungsnummer, soweit das Auskunftsinteresse das schutzwürdige Interesse des Betreuers an der Nichterteilung dieser Auskunft überwiegt. 4Die für die Registrierung des Betreuers zuständige Stammbehörde ist zuständige Stelle im Sinne des § 117 Absatz 2 des Versicherungsvertragsgesetzes.

(4) Der Mitarbeiter eines nach § 14 des Betreuungsorganisationsgesetzes anerkannten Betreuungsvereins kann die nach § 23 Absatz 1 Nummer 3 des Betreuungsorganisationsgesetzes erforderliche Berufshaftpflichtversicherung durch Vorlage einer dem anerkannten Betreuungsverein ausgestellten Bescheinigung nach § 113 Absatz 2 des Versicherungsvertragsgesetzes nachweisen, aus der sich das Bestehen eines den Anforderungen des § 23 Absatz 1 Nummer 3 des Betreuungsorganisationsgesetzes in Verbindung mit den Absätzen 1 bis 3 entsprechenden Versicherungsschutzes für diesen Mitarbeiter ergibt.


§ 11 Mitteilung der Organisationsstruktur



Die Mitteilung der beabsichtigten Organisationsstruktur der beruflichen Betreuertätigkeit nach § 24 Absatz 1 Satz 3 des Betreuungsorganisationsgesetzes hat mindestens folgende Angaben zu umfassen:

1.
Vorhandensein, Anzahl und Beschäftigungsumfang von Mitarbeitern,

2.
Art und Umfang der Räumlichkeiten, in denen die Tätigkeit ausgeübt wird, und

3.
Art und Umfang der Erreichbarkeit.


§ 12 Gespräch zur Feststellung der persönlichen Eignung



(1) 1Die Stammbehörde soll das Gespräch mit dem Antragsteller zur Feststellung der persönlichen Eignung nach § 24 Absatz 2 des Betreuungsorganisationsgesetzes mit mindestens zwei Mitarbeitern der Stammbehörde führen, von denen mindestens einer über Berufserfahrung auf dem Gebiet der rechtlichen Betreuung verfügt. 2Die Stammbehörde kann anstelle eines eigenen Mitarbeiters auch einen Mitarbeiter einer anderen Behörde hinzuziehen.

(2) Das Gespräch ist zu protokollieren.


§ 13 Registrierungsverfahren



(1) Anträge nach § 24 Absatz 1 Satz 1 des Betreuungsorganisationsgesetzes sind in Textform zu stellen.

(2) 1Ist der Antragsteller oder der registrierte berufliche Betreuer Mitarbeiter eines nach § 14 des Betreuungsorganisationsgesetzes anerkannten Betreuungsvereins, teilt die Stammbehörde Entscheidungen, die diesen betreffen, auch dem Betreuungsverein mit. 2Der Betreuungsverein teilt der Stammbehörde das Ausscheiden eines als beruflicher Betreuer tätigen Mitarbeiters aus dem Beschäftigungsverhältnis unverzüglich mit.

(3) Von Zeugnissen und Nachweisen, die nicht in deutscher Sprache ausgestellt sind, kann die Vorlage einer Übersetzung in die deutsche Sprache verlangt werden.


§ 14 Aufbewahrungsfrist



Folgende Akten und elektronische Akten sind für einen Zeitraum von zehn Jahren nach der Beendigung des Verfahrens aufzubewahren:

1.
Akten, in denen eine beantragte Registrierung bestandskräftig abgelehnt worden ist, und

2.
Akten, in denen eine Registrierung bestandskräftig widerrufen oder zurückgenommen worden ist.


§ 15 Übergangsvorschrift zu § 32 Absatz 2 Satz 2 des Betreuungsorganisationsgesetzes



Abweichend von § 7 kann die Stammbehörde Antragsteller nach § 32 Absatz 2 Satz 2 des Betreuungsorganisationsgesetzes auch dann registrieren, wenn diese ihre Sachkunde durch die Vorlage von Unterlagen nachweisen können, die den Erwerb von Kenntnissen belegen, die nach Inhalt und Umfang den in § 6 Absatz 2 in Verbindung mit den in der Anlage vorgesehenen Modulen genannten Voraussetzungen des Sachkundelehrgangs im Wesentlichen entsprechen.


§ 16 Inkrafttreten



Diese Verordnung tritt am 1. Januar 2023 in Kraft.


Schlussformel



Der Bundesrat hat zugestimmt.

Der Bundesminister der Justiz

Marco Buschmann


Anlage zu § 3 Absatz 4 Inhaltliche Anforderungen an die Sachkunde (Module)



Module zu § 3 UnterrichtsinhalteGesamter
Zeitaufwand
in Zeitstunden
Vorbemerkung: Die Inhalte der Module werden grundsätzlich in Lehrveranstaltungen vermittelt, die in Präsenz oder online
durchgeführt werden und praktische Übungen umfassen. Prüfungszeiten sind in den vorgeschriebenen Zeitstunden enthalten.
Antragsteller, die über einen Hochschulabschluss verfügen, können bis zu 50 Prozent der Zeitstunden des jeweiligen Moduls
mit Ausnahme der Module 10 und 11 in Selbstlernphasen absolvieren. Alle übrigen Antragsteller können bis zu 15 Prozent der
Zeitstunden des jeweiligen Moduls mit Ausnahme der Module 10 und 11 in Selbstlernphasen absolvieren.
Modul 1 Betreuerbestellung und Zusammenarbeit mit dem Betreuungsge-
richt
15
Zu Absatz 1 Nummer 1 Betreuerbestellung: Voraussetzungen, Verfahren, Sachverhaltsermitt-
lung
Anordnung eines Einwilligungsvorbehalts: Voraussetzungen, Grenzen,
Verfahren
Aufgabenbereiche
Aufsicht durch das Betreuungsgericht
Berichts-, Auskunfts- und Mitteilungspflichten
Genehmigungsvorbehalte einschließlich Verfahren
 
Modul 2 Betreuungsführung30
Zu Absatz 1 Nummer 1 UN-Behindertenrechtskonvention, insbesondere Artikel 12: Unterstüt-
zung bei der Ausübung der Rechts- und Handlungsfähigkeit, Bedeu-
tung der Grundrechte
Ermittlung der Wohn- und Lebenslage des Betreuten
Erarbeitung der Betreuungsziele
Vorrang der Unterstützung und Willensvorrang nach § 1821 BGB
Wille, Wünsche, Präferenzen
Erforderlichkeitsgrundsatz im Innenverhältnis
Schutzpflichten
 
Modul 3 Recht der Unterbringung und der ärztlichen Zwangsmaßnahmen 15
Zu Absatz 1 Nummer 1 Freiheitsentziehende Unterbringung und sonstige freiheitsentziehende
Maßnahmen nach Betreuungsrecht und nach öffentlichem Recht:
Voraussetzungen und Verfahren
Einwilligung in ärztliche Zwangsmaßnahmen: Voraussetzungen und
Verfahren
Aufgaben des Betreuers während des Vollzugs einer freiheitsentzie-
henden Unterbringung, sonstiger freiheitsentziehender Maßnahmen
und ärztlicher Zwangsmaßnahmen
 
Modul 4 Personensorge 1 15
Zu Absatz 1 Nummer 2 Grundkenntnisse über typische betreuungsrelevante Erkrankungen
und Behinderungen, deren Auswirkungen, Gefahren und Behand-
lungsmöglichkeiten
Möglichkeiten der Vermeidung einer freiheitsentziehenden Unterbrin-
gung, sonstiger freiheitsentziehender Maßnahmen und ärztlicher
Zwangsmaßnahmen
 
Modul 5 Personensorge 2 15
Zu Absatz 1 Nummer 2 Behandlungsvertragsrecht, Einwilligungsfähigkeit und Patienten-
rechte
Behandlungswünsche, Patientenverfügung, Sterbewunsch
Einwilligung des Betreuers bei gefährlichen ärztlichen Maßnahmen:
Voraussetzungen und Verfahren
Aufgabe von Wohnraum
Umgangs- und Aufenthaltsbestimmung
 
Modul 6 Vermögenssorge 1 15
Zu Absatz 1 Nummer 3 Grundkenntnisse über
Geschäftsfähigkeit
Recht der Stellvertretung
allgemeines Schuldrecht einschließlich Haftungsfragen
Kaufvertragsrecht
Schuldenregulierung, Mahn- und Vollstreckungsbescheid, Zwangs-
vollstreckung, Insolvenzverfahren
 
Modul 7 Vermögenssorge 2 15
Zu Absatz 1 Nummer 3 Vermögensverwaltung und Verfügungen über das Betreutenvermögen
Vermögensverzeichnis, Rechnungslegung und Genehmigungsvorbe-
halte
Betreuungsrelevante Aspekte des Miet- und Heimrechts
Betreuungsrelevante Aspekte des Erb- und Familienrechts
 
Modul 8 Sozialrecht 1: Kenntnisse des Sozialrechts 30
Zu Absatz 2 Nummer 1 Das Sozialrecht (SGB und SGG) im Überblick, insbesondere
Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts einschließlich der
Kosten der Unterkunft, vor allem nach dem SGB II und XII
Sozialleistungsansprüche nach dem SGB V, VI und XI
Ermittlung, Geltendmachung und Durchsetzung von sozialrechtlichen
Ansprüchen sowie sozialrechtliche Mitwirkungspflichten
 
Modul 9 Sozialrecht 2: Sozial- und Hilfestrukturen in der Praxis 45
Zu Absatz 2 Nummer 2 Teilhabeleistungen vor allem nach SGB IX
Teilhabe- und Gesamtplanverfahren
Rehabilitations- und Teilhabeleistungen der verschiedenen Rehabilita-
tionsträger
Leistungsformen der Eingliederungshilfe (z. B. Teilhabe am Arbeits-
leben, medizinische Rehabilitation, Teilhabe an Bildung und Leistun-
gen zur sozialen Teilhabe)
Besondere Wohnformen und ambulant betreute Wohngemeinschaften
Pflegeleistungen in Kombination mit anderen SGB-Leistungen
Leistungen der Pflegeversicherung einschließlich Aufklärung, Aus-
kunft und Pflegeberatung nach den §§ 7 ff. SGB XI sowie das Verhält-
nis zu anderen Sozialleistungen nach § 13 SGB XI
Leistungen der Hilfe zur Pflege nach SGB XII
Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung im Pflegefall (z. B.
häusliche Krankenpflege und weitere Leistungen nach den §§ 37 ff.
SGB V, medizinische Rehabilitation)
Leistungen der Eingliederungshilfe im Pflegefall
Methoden zur fallbezogenen Erschließung und Nutzung von Bera-
tungs-, Sozial- und Hilfestrukturen sowie von Netzwerken
 
Modul 10 Grundlagen der Kommunikation und Praxistransfer 30
Zu Absatz 3 Theoretische Konzepte und Methoden der Kommunikation
Grundhaltungen und Techniken der Kommunikation
Diversitätssensible Kommunikation
Ressourcenorientierte Kommunikation
Konfliktmanagement in der Kommunikation
Selbst- und Machtreflexion
 
Modul 11 Betreuungsspezifische Kommunikation/Methoden der unter-
stützten Entscheidungsfindung
45
Zu Absatz 3 Auswirkungen spezifischer krankheits- bzw. beeinträchtigungsbe-
dingter Einschränkungen auf die Fähigkeit der Kommunikation und
der Entscheidungsfindung
Bedeutung sozialer und umweltbedingter Einflussfaktoren auf Auto-
nomie und Entscheidungsfindung von betreuten Menschen
Methoden zur kommunikativen Verhinderung von Ausschlussmecha-
nismen
Barrierefreie Kommunikation, leichte Sprache
Drei- oder Mehrparteien-Interaktion mit betreuten Menschen
Erkennen und Ermitteln von Wunsch, Wille und Präferenzen von be-
treuten Menschen in der Kommunikation einschließlich biographi-
scher Aspekte und Werthaltungen
Methoden der Unterstützung bei der Entscheidungsfindung betreuter
Menschen und praktische Erprobung